Präventive Stadtentwicklung
Präventive Stadtentwicklung ist ein sozialräumlicher, quartiersbezogener Ansatz der nachhaltigen integrierten Stadtentwicklung. Sie nimmt Stadtquartiere unter Beachtung sozialer, wirtschaftlicher, kultureller und räumlicher Strukturbedingungen in den Blick. Vorausschauendes planerisches Handeln bei der Gestaltung des öffentlichen Raumes als Ort sicherer sozialer Interaktion für alle Menschen spielt dabei eine besondere Rolle.
Die städtebauliche Kriminalprävention, mit ihrem Fokus auf das kriminologische Sicherheitsgefühl der Bevölkerung, ist hierbei ein Bestandteil der präventiven Stadtentwicklung.
Mit dem umfassenden Lösungsansatz der präventiven Stadtentwicklung wird, eine nachhaltige Steigerung der Lebensqualität und Attraktivität in den sächsischen Siedlungsräumen angestrebt.
In Zusammenarbeit mit dem Sächsischen Ministerium für Regionalentwicklung (SMR) hat das ASSKomm-Team auf dieser Seite Informationen zusammengetragen, die sächsische Kommunen bei der Begleitung auf dem Weg im Sinne einer ganzheitlich ausgerichteten präventiven Stadtentwicklung unterstützen möchten.
Es gibt vielfältige Gründe, warum sich Menschen an bestimmten Orten ungern aufhalten. In diesem Zusammenhang wird viel von Angsträumen oder Gefahrenorten gesprochen. Beide Begriffe lösen nicht unbedingt Wohlbehagen aus, haben aber durchaus unterschiedliche Bedeutungen.
Angsträume sind meist diffus empfundene Bereiche, die sich nicht unmittelbar an konkreten Orten festmachen lassen und ein individuelles Unsicherheitsgefühl hervorrufen können. Das kann beispielsweise durch Unübersichtlichkeit, schlechte Beleuchtung, fehlende Ausweichmöglichkeiten, mangelnde Pflege, Unbelebtheit oder einem »negativen« Ruf in der Öffentlichkeit ausgelöst werden.
Gefahrenorte sind klar lokalisierbare Orte, an denen Straftaten, Ordnungswidrigkeiten oder sonstige Ereignisse stattfinden, die einen direkten Einfluss auf das Sicherheitsgefühl haben.
Im Sinne der städtebaulichen Kriminalprävention ist es das Ziel, durch bauliche (Um-)Gestaltung Kriminalität im urbanen Raum zu verhindern und das Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung zu stärken.
Die nachfolgenden Punkte bilden eine Art Leitsätze ab, die als Grundlage für die Gestaltung präventiver Stadtentwicklung dienen.
- Der öffentliche Raum hat als Ort der Zusammenkunft und des informellen Austausches der Bevölkerung durch seine Gestaltung und Nutzung einen hohen Einfluss auf die wahrgenommene Lebensqualität, das soziale Zusammenleben sowie die Attraktivität der Kommune.
- Die Stärkung der (Stadt-)Gesellschaft durch die Förderung einer aktiven, gelebten und auf Diversität ausgerichteten Nachbarschaft und der Entwicklung von integrativen Konfliktmanagement- sowie Beteiligungsprozessen stärkt die Bindung der Bevölkerung zu ihrem Wohnort.
- Die Schaffung/Aufrechterhaltung von vielfältigen Nutzungsangeboten für alle Bevölkerungsgruppen im öffentlichen Raum steigert dessen Attraktivität.
- Städtebauliche und architektonische Maßnahmen können zu einer Verringerung von Tatgelegenheiten im öffentlichen Raum aktiv beitragen. Die Reintegration bestehender Angsträume und Gefahrenorte in das öffentliche Leben wirkt sich positiv auf das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung und damit deren Wohlbefinden aus.
- Die gezielte Schaffung bzw. Aufrechterhaltung einer sicheren, vielfältigen und bedarfsgerechten Infra- sowie Gemeindestruktur erhöht die Attraktivität der Kommune an sich und stellt einen positiven Standortfaktor dar.
- Durch eine ganzheitliche integrierte Strategieentwicklung rüsten sich die Kommunen für die Herausforderungen der Zukunft und können diesen zeitnah, nachhaltig und angepasst begegnen.
Die besondere Herausforderung liegt darin, die Attraktivität eines öffentlichen Raumes sowie dessen offenen, freiheitlichen Charakter für die dort lebende Bevölkerung trotz (kriminal-)präventiver Maßnahmen zu beleben und zu erhalten. Hierzu ist die enge partnerschaftliche Zusammenarbeit innerhalb eines an die konkreten örtlichen Umstände und Bedürfnisse angepassten Netzwerkes essentiell. Somit könnten die Kommunen in Sachsen mittel-/langfristig durch gezielte Kooperationen und Vernetzungen mit Bürgerschafts-/Stadteilvereinen, Interessengruppen und Verbänden der Bau-/Immobilienwirtschaft sowie den zuständigen Behörden lokal angepasste, präventive Strategien für die Weiterentwicklung ihres öffentlichen Raumes erarbeiten und umsetzen.
Mit der Landesstrategie »Allianz Sichere Sächsische Kommunen« wird die Möglichkeit eröffnet, gezielt auch auf die Belange der kleinen, von den vorhandenen ESF/EFRE-Fördermöglichkeiten nicht erfassten Kommunen einzugehen (< 5.000 Einwohnende).
Für die städtebauliche Entwicklung und Planung gelten bestimmte Rechtsgrundlagen, wie das Baugesetzbuch (BauGB) und die sächsische Bauordnung (SächsBO). Da es sich dabei um ein umfangreiches Rechtsgebiet handelt, wird an der Stelle auf die Seiten des zuständigen SMR hingewiesen. Dort sind Informationen zu Rechtsthemen abgebildet, die in direktem Zusammenhang mit den sich auf diesem Portal befindlichen Themenschwerpunkten stehen, wie:
Rechtsgrundlagen der Städtebauförderung - Bauen und Wohnen in Sachsen - sachsen.de
Bauplanungsrecht & Städtebau - Bauen und Wohnen in Sachsen - sachsen.de
Bauvorschriften & Bauordnungsrecht - Bauen und Wohnen in Sachsen - sachsen.de
Auf Grundlage der ESF Plus-Richtlinie »Nachhaltige soziale Stadtentwicklung« des SMR werden die Programmstädte und Akteure, die Vorhaben aus dem Vorhabensbereich »Chancengleichheit und Teilhabe in benachteiligten Stadtgebieten« umsetzen, im Förderzeitraum 2021-2027 durch die Servicestelle für Quartiersentwicklung und Gemeinwesenarbeit unterstützt. Die Servicestelle steht darüber hinaus allen interessierten Institutionen in Sachsen zur Verfügung.
- Fachstelle für systeminnovative Gemeindeentwicklung
Ab dem 4. Quartal 2023 wird vom Sächsischen Ministerium für Regionalentwicklung (SMR) eine Fachstelle für systeminnovative Gemeindeentwicklung eingerichtet, die die Städte und Gemeinden zu Themen der integrierten Stadt- und Gemeindeentwicklung berät. Neben einem neuen Handlungsleitfaden für die Erstellung integrierter Stadt- und Gemeindeentwicklungskonzepte wird ab dem 1. Quartal 2024 auch eine Online-Plattform zur Gemeindeentwicklung in Sachsen (inge.sachsen.de) mit vertiefenden Informationen zur Verfügung stehen.
Online Trainingsplattform für sichere öffentliche Räume
Öffentliche Räume liefern einen wichtigen Beitrag zur Lebens- und Aufenthaltsqualität in unseren Städten. Schon ein kurzer Blick auf die zahlreichen Anforderungen, die ein öffentlicher Platz zu verschiedenen Tages-, Nachts- und Jahreszeiten bedienen muss, macht dabei deutlich, wie wichtig die enge Zusammenarbeit verschiedener Fachbereiche innerhalb und außerhalb der Stadtverwaltung für eine erfolgreiche Planung, Gestaltung und das Management der Sicherheit des öffentlichen Raums ist.
Genau dieser Austausch gestaltet sich mitunter jedoch schwierig. Die verschiedenen Partner (z.B. Grünflächenämter, Stadtplanung, Architektur, Polizei, Rettungsdienste, Verkehrsgesellschaften und Geschäftsbetreiber) haben häufig nicht nur unterschiedliche Vorstellungen davon, wo Prioritäten gesetzt werden sollten, sondern auch unterschiedliche Konzepte und Fachvokabular.
Die im Rahmen des EU Projekts Secu4All entwickelte Trainigsplattform unterstützt Sicherheits- und Ordnungskräfte, Stadtplaner: innen und andere relevante Akteure mit einem Online-Fortbildungsangebot für Selbstlerner. In dem modular aufgebauten Training werden sowohl theoretische Kenntnisse als auch praktische Instrumente für den Schutz und die Gestaltung sicherer öffentlicher Räume vermittelt.
In verschiedenen Modulen werden den Lernenden dort die Grundlagen für einen umfassenden Ansatz zur Sicherung öffentlicher Räume vermittelt: von der Risiko- und Verwundbarkeitsanalyse über die Sicherheitsplanung und die ethische Nutzung von Technologie bis hin zur Krisenkommunikation im Schadensfall. Die Inhalte sind so aufgebaut, dass sie dort selbstständig entweder linear abgearbeitet oder nach Bedarf und Interesse ausgewählt werden können. Ziel und Anspruch der Plattform ist es, allen Akteuren, die an der Gestaltung, Planung und dem Management öffentlicher Räume beteiligt sind, die Grundlagen für eine gemeinsame Wissensbasis und Sprache zu Sicherheit öffentlicher Räume zu bieten.