BELLIS Fachtag Betroffene von geschlechtsspezifischer Gewalt wirksam unterstützen
Am 13. Dezember 2021 berichtete der Bellis e. V. im Rahmen einer Online-Fachtagung über bisher erreichte Ergebnisse und Perspektiven im Modellprojekt »Medizinische Soforthilfe bei Vergewaltigung und häuslicher Gewalt«.
Der ca. sechsstündigen Fachtagung folgten knapp 90 Teilnehmende. Das Auditorium setzte sich unterschiedlich zusammen; So fanden sich Zuhörende vom Sächsischen Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung, dem Sächsischen Staatsministerium des Innern, sächsischen Landkreisen und Kommunen, Polizei, Vereinen, Bildungseinrichtungen, Ärzteschaft und anderen interessierten Gruppen zusammen.
Eröffnet wurde der Fachtag durch Staatsministerin Katja Meier, die betonte, »das Thema dulde keinen Aufschub«. Es folgten Redebeiträge, die u. a. verdeutlichten, welche Herausforderungen dem Projekt gegenüberstehen.
Beispielhaft anzuführen wären
- ein erforderliches Umdenken im Bereich der Ärzteschaft, das eine polizeiliche Erfassung keine Voraussetzung für eine ärztliche Behandlung ist, sowie
- die Beseitigung von Unsicherheiten im Umgang mit dem »Forensic-Set«.
- Gleichfalls vordergründig ist der Ausbau eines Beratungsnetzwerkes.
Das bisher nur im Bereich der Polizeidirektion Leipzig laufende Modellprojekt (Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung und häuslicher Gewalt und Aufbau eines Beratungsnetzes) soll 2022 auf weitere Regionen ausgedehnt werden.
Hintergrundinformationen:
Der Verein BELLIS – Opferschutz und Gewaltprävention wurde 2019 gegründet und vom Freistaat Sachsen mit der Umsetzung des Modellprojektes Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung und häuslicher Gewalt beauftragt.
Ziel des Modellprojektes ist die Schaffung von Versorgungsstrukturen, die vergewaltigten und von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen, Männern und nicht binären Personen die Zugangswege zu einer guten medizinischen Versorgung und auf Wunsch zu einer Befundsicherung erleichtern. Durch die enge Vernetzung von Kliniken, niedergelassenen Praxen, Rechtsmedizin, Verwaltung, Politik und Hilfesystem sollen Hürden der Inanspruchnahme abgebaut werden.
Neben der medizinischen Versorgung benötigen Betroffene oftmals psychosoziale Hilfe bei der Überwindung der erlebten Gewalt. Dazu braucht es ein Hilfesystem, das in Sachsen bisher nur lückenhaft existiert. Während die Unterstützungsstruktur bei häuslicher Gewalt mit der flächendeckenden Einrichtung sog. Interventionsstellen vergleichsweise weit fortgeschritten ist, existieren für Betroffene von Vergewaltigung und sexualisierter Gewalt nur sehr vereinzelte Beratungsangebote. Diese sind zudem ausschließlich in den drei urbanen Gebieten Sachsens angesiedelt.
Bellis hat daher den zusätzlichen Auftrag, den Aufbau eines Beratungsnetzes für Betroffene von Vergewaltigung und sexualisierter Gewalt in Sachsen voranzubringen.
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